Frieden lernen im Themenprojekt
25.07.2018 - 09:07 | Tashi ShitsetsangVergangenes Jahr wurden in der Schweiz laut dem Beratungsnetz für Rassismusopfer 301 Fälle von Rassismus gemeldet. Ein grosser Teil davon ereignete sich am Arbeitsplatz sowie in der Schule. Wie Schülerinnen und Schüler solche Diskriminierungen verhindern und Toleranz und Verständnis füreinander entwickeln können, lernen sie in den Themenprojekten der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi.
Kurz, aber intensiv
Die Themenprojekte finden im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen oder vor Ort an der teilnehmenden Schule statt und werden von den Pädagoginnen und Pädagogen der Stiftung geleitet. An den Projekten nehmen Schulklassen aus Primar-, Oberstufen- und Berufsfachschulen sowie Gymnasien teil. Die Projekte können bis zu fünf Tage dauern. Eine scheinbar kurze, aber intensive Zeit. Dies bestätigt Monika Bont, Projektverantwortliche: «In unseren Projekten werden die Themen sehr tiefgründig behandelt.» Innert weniger Tage stellen sich die Schulklassen gesellschaftlichen Herausforderungen, die auch im Klassenzimmer wiederzufinden sind: Rassismus, Mobbing und Vorurteile sind nur einige davon. Die Kinder und Jugendlichen lernen spielerisch, wie sie Zivilcourage zeigen und gewaltfrei Konflikte lösen können.
Verschiedene Methoden
In spezifischen Übungen widmen sie sich auch Themen wie beispielsweise Identität, Werte und Kinderrechte. Die Schülerinnen und Schüler reflektieren ihre Einstellung und werden sich dadurch ihrer eigenen Meinung bewusst. Mit Rollenspielen versetzen sie sich in verschiedene Situationen. Der achtjährige Julian aus Abtwil nahm mit seiner Schulklasse an einem Themenprojekt teil und erlebte dabei, wie sich Mobbing anfühlt. «Ich habe mich unwohl und unfair behandelt gefühlt. Man sollte niemanden ausgrenzen und alle gleich behandeln», stellt der Primarschüler fest.
Früh übt sich
Gemäss dem Beratungsnetz für Rassismus sind über die Hälfte der Opfer zwischen 26 und 65 Jahre alt. Damit es nicht zu Fällen von Diskriminierung im Erwachsenenalter kommt, ist es entscheidend, bereits junge Menschen zu sensibilisieren. In unseren Projekten arbeiten wir deshalb bewusst mit Kindern und Jugendlichen.
Auf Gedanken folgen Taten
Nach jeder Übung wird diese in der Gruppe besprochen. Die Kinder und Jugendlichen können dabei über ihre Gefühle sprechen und hören gleichzeitig die Meinung ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler. Die jungen Menschen werden dadurch nicht nur zum Nachdenken bewegt, sondern viele von ihnen arbeiten auch nach dem Projekt an ihrem Verhalten. Dies hat auch Oberstufenlehrerin Antonia Truniger aus St. Gallen beobachtet: «Seitdem unsere Klassen im Kinderdorf Pestalozzi waren, gibt es deutlich weniger Auseinandersetzungen auf dem Pausenhof.»