«Ich persönlich bevorzuge Vielfalt»
Martyna Trojan hat als Übersetzerin Primarschüler*innen aus Polen während der Austauschwoche begleitet. Im Interview spricht sie darüber, wie das Kinderdorf Kinder zusammenbringt, was dies mit ihnen macht und warum der Aufenthalt in Trogen auch für sie eine Quelle der Inspiration ist.
Martyna, wie hast du das Kinderdorf während dieser Woche erlebt?
Ich bin das erste Mal hier, und was mir am meisten gefällt, sind die Verbundenheit, die Freiheit, sich voll und ganz ausdrücken zu können, und der kreative Ansatz der sozialpädagogischen Arbeit. Besonders beeindruckt hat mich, wie Kinder zusammengebracht werden, wie sie Raum haben, sich selber auszudrücken. In Polen kennen wir dies so nicht.
Was macht deiner Ansicht nach den Unterschied aus?
Ich denke, es sind die Leidenschaft, die Sensibilität und das Einfühlungsvermögen. Ich weiss nicht, ob man diese besondere Herangehensweise in der Arbeit mit Kindern lernen kann. Es ist eher eine Frage des kulturellen Hintergrundes oder der Einstellung zu dem, was um einen herum passiert.
Wie ist das bei dir zu Hause in Polen?
Ich nehme es so wahr: Schulen in Polen folgen dem Schema des Denkens. Sie wollen, dass alle Kinder das Gleiche denken. Manchmal äussern Lehrpersonen ihre Meinung zu stark. Dies hemmt die Kreativität der Kinder. Dabei ist das Schönste an der Welt und an uns Menschen doch die Tatsache, dass wir unterschiedlich sind. Ich persönlich bevorzuge die Vielfalt.
Was macht deiner Ansicht nach das Austauschprojekt im Kinderdorf aus?
Hier ist der Prozess wichtiger als das Ergebnis. Ein Beispiel: Wenn Kinder etwas malen, ist es egal, was auf dem Bild zu sehen sein wird. Wichtiger ist der Prozess, den sie durchlaufen und dem sie folgen. Denn der Prozess ist die eigentliche Lektion für sie.
Du hast die Kinder aus Polen während einer Woche sehr eng begleitet. Welche Veränderungen hast du beobachtet?
Einige von ihnen haben sicher verstanden, wie wichtig die englische Sprache ist. Ich denke, dass dieses Austauschprojekt sie inspiriert und motiviert. Hier haben sie gemerkt, dass Sprache es ihnen ermöglicht, mit anderen Kindern in Verbindung zu treten. Über die Sprache können sie neue Freundschaften knüpfen. Ich habe auch beobachtet, dass sich einige der Kinder geöffnet haben, plötzlich mehr Energie haben und mehr lächeln.
Was nimmst du persönlich mit nach Hause?
Viele Dinge, die über die schönen Aussichten auf See und Berge hinausgehen. Ich denke, dass die Woche mich inspiriert, mich noch mehr zu fragen, was mein Beitrag an die Gesellschaft sein kann. Zudem verspüre ich den Wunsch, mehr Deutsch zu lernen. Ich lerne zwar schon, aber noch nicht systematisch genug. Ich möchte gerne einen Kurs besuchen und aufholen.