Gestern Landwirt, heute Lehrer

Lehrpersonenmangel ist nicht nur in vielen europäischen Ländern, sondern auch im ostafrikanischen Mosambik ein grosses Thema. Umso schöner, wenn sich nicht nur junge Menschen zur Lehrperson ausbilden lassen, sondern sich auch Personen aus anderen Berufen für eine Umschulung zur Lehrkraft entscheiden.

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Luis Manuel unterrichtet in der Primarschule Mutsékwa im Distrikt Maputo City in Mosambik. Durch ein Projekt der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi erhielt er Weiterbildungen in verschiedenen Bereichen. Luis Manuel ist 45-jährig und seit eineinhalb Jahren als Lehrer tätig. Davor arbeitete er in der Landwirtschaft, worin er auch seine erste Ausbildung absolvierte. Doch er sehnte sich nach einer Tätigkeit mit mehr Kontakt zu Menschen und mehr «Sinn», wie er sagt. Dies habe er beides im Lehrerberuf gefunden. Dass durch die Anwendung lokaler Materialien im Unterricht, die er durch einen Kurs im Rahmen unseres Projekts erlernte, doch noch eine Verbindung zur Natur und Landwirtschaft besteht, gefällt ihm: «Wir binden lokales Material in den Lese- oder Rechenunterricht ein. Dadurch wirken wir dem Materialmangel entgegen, beziehen die Kinder stark mit ein, indem sie auf dem Schulweg Material sammeln, und letztlich können sie mithilfe der Steine, Wurzeln und Äste besser lesen, schreiben und rechnen.»

Wissen im Kinderschutz angeeignet

Eine andere Weiterbildung, die er im Rahmen des Projekts besuchte, drehte sich um das Thema Kinderschutz. Er ist nun Verantwortlicher für Kinderschutz an der Schule und stellt sicher, dass zum Wohl der Kinder unterrichtet wird, dass sexuelle Übergriffe durch präventive Massnahmen verhindert werden, dass sexuelle Bildung in der 5. bis 7. Klasse unterrichtet wird und dass die Kinder die Möglichkeit haben anonym Fragen oder andere Mitteilungen zu hinterlassen.

Die Eltern miteinbeziehen

Ein weiterer wichtiger Aspekt seiner Arbeit als Kinderschutzverantwortlicher sei es, das Gespräch mit den Eltern zu suchen. Sei dies, wenn er merkt, dass es zu Hause Probleme gibt, wenn ein Kind zu oft fehlt oder wenn Eltern ihre Tochter schon in jungen Jahren verheiraten und aus der Schule nehmen. Luis Manuel erklärt ihnen dann, wie wichtig es sei, dass gerade auch Mädchen ihre Schulbildung zu Ende führen, tragen diese doch wesentlich zur Entwicklung der Gesellschaft bei. Oft stösst er dabei auf taube Ohren, aber er hatte auch schon Erfolge. «Die Beziehung zwischen der Elterngemeinde und der Schule ist verbesserungsfähig. Wir sind aber auf sehr gutem Weg, das sehe ich.»

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Luis Manuel zeigt den Schüler*innen, wie die von ihnen mitgebrachten Steine beim Rechnen helfen können.
Das Programm wird von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA, Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA, unterstützt.